Heute schon gerochen oder an etwas schönem geschnuppert?
Ihr Frühstückskaffee, Parfüm, Mittagessen? Wie hat es gerochen? Oder konnten Sie heute jemanden überhaupt nicht riechen?
Mit jedem Atemzug den wir machen – riechen wir. Mit jeder Geruchswahrnehmung fühlen wir. In unserem Gehirn wird mit jedem Geruch eine Emotion oder Stimmung ausgelöst. Der bekannte Satz von René Descartes „cogito ergo sum“ („ich denke, also bin ich“), müsste man wohl eher umschreiben in „Ich fühle, also bin ich“.
Denken wir an Weihnachten, oder riechen wir ein leckeres Essen schon erscheinen innere Bilder vor unserem Auge. Aber auch übelriechende Gerüche lassen sogleich Bilder und Emotionen entstehen und eine ganz deutliche körperliche Abwehrhaltung ist zu sehen. Angenehme Düfte oder Gerüche sorgen dafür dass wir uns entspannen und wohlfühlen.
„Wir dürfen den Geruch als den Gedächtnissinn nennen, weil er uns viel unmittelbarer als alle anderen Sinne
den genauen Eindruck eines Ereignis oder Schauplatzes, sogar weit aus der Vergangenheit in Erinnerung ruft“
Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831)
Unser Geruchssinn
Der Geruchsinn wird als einer der höchst entwickelten Sinne des Menschen bezeichnet. Rund 10.000 verschiedene Düfte kann unsere Nase unterscheiden. Unser Geruchsinn ist 10.000-mal empfindlicher als unser Geschmackssinn. Mit den Augen und dem Gehör zählt der Geruchssinn zu den drei Fernsinnen. Geruchsinn ist Information auf Distanz, da er uns vom weiten meldet wo sich Nahrung befindet! Die Nah-Sinne sind Tasten, Schmecken, Hunger und Durst, Gleichgewicht und Wärmeempfindung.
Der Geruchssinn beeinflusst auch den Geschmackssinn, einen angenehmen Geruch von Speisen regt die Produktion von Magensaft und Speichel an. Schwillt unsere Nasenschleimhaut bei einer Erkältung an, so ist der Weg zu den Riechzellen versperrt und wir können keinen Geschmack an unserer Nahrung feststellen.
Unser Geruchsinn ist schon bei der Geburt vollständig ausgereift. Babys können schon im Mutterleib ab dem zweiten Schwangerschaftsmonat riechen. Babys können ihre Mütter auch nach der Geburt am Geruch erkennen und sogar innerhalb weniger Stunden den Duft von anderen Frauen unterscheiden. Auch die Mütter sind in der Lage ihre eigenen Babys nach wenigen Minuten des Zusammenseins am Duft zu erkennen.
Ob wir einen Duft mögen oder nicht, ist nicht angeboren, sondern von unseren Erfahrungen erlernt die wir mit den Düften machen, sie werden lediglich von unserem Gehirn verarbeitet und dann abgespeichert.
Mit welchen emotionalen Erfahrungen wir diesem Geruch in Zusammenhang bringen, ist von sehr großer Bedeutung, da das einmal gespeicherte Dufterlebnis ein Leben lang im sogenannten Duftgedächtnis (im Limbischen System) gespeichert bleibt. Wird der Geruchsinn (olfaktorische System) eine kurze Zeit einem starken und zu heftigen Geruch ausgesetzt, so erfolgt eine Desensibilisierung der Reizaktivität, und wir nehmen die Gerüche nicht mehr bewusst wahr.
Diese Abnahme der Geruchsempfindungsintensität kann zur vollständigen Löschung des betreffenden Geruchs führen, dieses Phänomen nennt man dann Adaption. Die Adaption ist eine sensorische Ermüdung, man hat sich an den Duft gewöhnt, erst wenn man den Raum verlässt und ihn nach einiger Zeit wieder betritt, wird der Geruch wieder wahrgenommen.
Die Minderung des Duftreizes nach einer Dauereinwirkung ist biologisch sehr sinnvoll. Ein längerer Aufenthalt in einem Biomüll verarbeitenden Betrieb wäre ohne Adaption wohl kaum auszuhalten. Außerdem macht diese Ermüdungserscheinung in der Nase wieder frei für den Empfang anderer, neuer Geruchssignale, die in einer Alarmsituation lebensnotwendig sein könnten z.B. Brandgeruch.
Durch das Anlegen eines sogenannten Duftgedächtnisses sind wir in der Lage sehr wertvolle Informationen immer wieder neu abzurufen. Etwas Angenehmes, schöne Erinnerungen können wir immer wieder aus unserem Gedächtnis hervorholen und die schönen Momente von damals wieder genießen. Wir können aber auch durch das angelegte Duftgedächtnis verdorbene Lebensmittel von frischen unterscheiden, ein sehr wichtiger und nicht außer Acht zu lassende Teil des Riechens.
Warum das so ist und was das alles mit Gefühlen und Emotionen zu tun hat werde ich euch sehr gerne im zweiten Teil bekannt geben.
Duftende Grüße
Sabine